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  • 9. Juni 2020
  • 1 Min. Lesezeit

Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.

Foto: pixabay

Auf „Keime für die Zukunft“ wollen wir nicht nur Beiträge der Redaktion veröffentlichen. Wir bieten Ihnen die Gelegenheit, über wechselnde Titelthemen, selbst Beiträge zu erstellen. Da die „Keime“ nun online und nicht wie bisher allein als Printausgabe erscheinen, werden die Beiträge direkt und für viele Menschen in kürzester Zeit sichtbar.


Wenn Sie mitmachen, erstellen wir gemeinsam eine reichhaltige Sammlung inspirierender Sichtweisen und Aspekte zu bedeutenden Themen. Das aktuelle Thema "Ich-Kraft" sehen wir gerne im Zusammenhang mit der sogenannten Corona-Krise.


So geht es:

Sie erstellen einen Beitrag und schicken ihn uns per E-Mail. Wir sprechen darüber und erarbeiten mit Ihnen gemeinsam eine veröffentlichungsreife Version. Ihr Beitrag kann sachlich oder künstlerisch, Text, Bild, Ton oder Video sein. Unsere E-Mail-Adresse ist:


redaktion@keimefuerdiezukunft.de

  • 25. Mai 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Juni 2020

Es ist eine Zeit, in der wir alle aufbrechen können, um die Welt und uns selbst wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. So wie es die letzten Jahre gelaufen ist, kann es in Zukunft kaum weitergehen. Meiner Ansicht nach liegt die Herausforderung jetzt im Erkennen und mutigen Beginnen. von Antonia Witt

Foto: Antonia Witt privat


Die Klimakrise ist doch nur eines der Anzeichen für die Art und Weise, wie wir bisher unser Leben gestalten, wie wir uns selbst in die Welt einbringen und wie wir die Umwelt um uns herum betrachten. Wir brauchen ein neues Verständnis von uns und unserer Welt - mehr Einfachheit, Kreativität, Licht und Wärme. Wie können wir wirklich Mensch werden?


Es ist viel Zeit für Reflektion und das eigene Bewusstwerden. Und wenn wir genau hinsehen, erleben wir, dass wir uns in einer Wendezeit befinden. Durch das ruckartig aufgestellte Stoppzeichen der Zeit, ist plötzlich Raum, den eigenen Arbeits- und Lebensbereich neu zu strukturieren, zu ordnen. Und wir benötigen jetzt eine Ordnung, wie wir unsere Gesellschaft zukünftig gestalten, wie wir leben und auch mit unseren Ressourcen wirtschaften wollen. Es braucht neue Initiativen und dafür alle Menschen!


Es reicht nicht, sich weiter an alte Moral- oder Wertevorstellungen zu halten. Was wir meiner Meinung nach als Gesellschaft und jeder für sich selbst jetzt benötigen ist die kraftvolle Erkenntnis, dass in jedem von uns ein einzigartiges kreatives Potential ruht, auf das es gilt aufzubauen und daraus täglich Kraft für unsere Zukunft zu schöpfen, um jetzt konkretes entstehen zu lassen.


Wir sollten jetzt dringendst jeder für sich und gemeinsam aktiv werden. Beispielsweise, indem wir Demokratie und Gemeinschaft wirklich anfangen zu leben und uns Gedanken darüber machen, welche Werte und Ideen uns für einen Neubau am wichtigsten sind. Worauf kommt es uns jetzt wirklich an?


Aktiv werden, anstatt passiv in der eigenen Angst gefesselt zu bleiben.

Die vorübergehende Quarantäne und Schließung der nationalen Grenzen machte mich fassungslos - Europäische Integration? Plötzlich war die Selbstverständlichkeit von Saarbrücken nach Frankreich zu fahren, nicht mehr da oder nur noch eingeschränkt. Der Fuß- und Radweg an der Saar entlang endete auf einmal abrupt mit einer Absperrung kurz vor dem Gebiet des europäischen Nachbarn. Die Solidarität wurde etwas später mit bunten Fahnen am gesperrten Grenzübertritt bekundet. (*)


Es wurde klar, wie begrenzt wir werden, wie abgegrenzt wird, zwischen denen, die drinnen bleiben dürfen und denen, die auf keinen Fall rein sollen. Es gibt auch so viele tragische Geschichten von Geflüchteten an den Außengrenzen von Europa. Ich kann es schlicht nicht haben, wenn Zäune zwischen den Menschen gezogen werden und Grenzen wiederaufleben, nur um zu zeigen, dass… ja, was eigentlich? Passiv in der eigenen Angst gefesselt zu bleiben, anstatt aufzustehen und über sich selbst und die eigenen Grenzen hinauszuwachsen. Es war vordergründlich die Angst, die mich und meine Gefühle am Anfang von „Corona“ beherrschte. Die Angst, was als nächstes kommt, das Gefühl, vor einem schwarzen Abgrund in einer ausgebrannten und doch lichterloh brennenden Landschaft zu stehen, und dabei mit klopfendem Herzen zu wissen, dass der nächste Schritt den freien Fall bedeutet.


Jetzt denke ich, dass der freie Fall eine großartige Chance für mich, für uns alle ist. Eine hervorragende Gelegenheit, endlich in die eigene aufgerichtete ICH-Kraft zu kommen. Es braucht Mut und Selbstvertrauen, geradeaus in eine Zukunft zu gehen, die neugestaltet werden will. JA! Trotz allem positiv in die Zukunft zu blicken und anzufangen, die eigenen Potentiale zu erkennen und zu leben.


(*) In dem Online-Magazin Nautile, ein Projekt des Deutsch-Französischen Kulturrates mit Unterstützung von Arte, wurde ein Foto veröffentlicht, das die Situation veranschaulicht: Hier werden Sie direkt zu dem Beitrag weitergeleitet.

  • 22. Mai 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Juni 2020

von Thorsten Hartmann

„Vorhangguckerin“ Bronzeplastik von Manfred Welzel, 1998, 52 cm x 42 cm


Ängste lähmen und machen krank. Seit dem Jahreswechsel von 2019 auf 2020 wachsen sie schnell. Sie wirken wie erzwungen. Erst weitab. In China. Dann näher kommend. Todesfurcht. Bilder, die uns schocken. Die Ängste wirken einschränkend, trennend, kontrollierend und manipulierend.


Wie in Tschernobyl 1986 sterben wieder HelferInnen, wissend wofür. Was geschieht da? Füllt sich das globale Spinnennetz an Informationen mit einer Welt digitalisierter Gefühle?


Jeder Einzelne steht unversehens vor materiellen Denkweisen, wie vor einem schweren Vorhang, den er heben muss, um Sicht auf Zusammenhänge, auf eigene Perspektiven und Urteile zu gewinnen. Damit kann Angst bezwungen werden.


Das Bild der „Vorhangguckerin“ von Manfred Welzel charakterisiert eine solche Situation: Eine junge, staunende, neugierige Gestalt schiebt den schweren, lastenden Vorhang nicht beiläufig zur Seite, sondern stemmt ihn in die Höhe. Sie kniet auf einer Schwelle, blickt offen in das bisher Verborgene, das nun vor ihr liegt. In ihrer Körperhaltung spiegelt sich ihr Bewusstsein.


Sie merkt, dass sie selbst „da draußen“ ist, fühlt sich verbunden, beobachtet genau, ahnt schon ihr Potenzial, mit dem sie tätig sein wird. „Kann ich zum Führer über mich selbst werden?“ fragt sie sich - und ist sich damit selbst voraus.


Sie wird sich eingliedern wollen in konkrete Zusammenarbeit, Zusammenhänge selbstständig denken, den Dingen ins Auge schauen und gemeinsam handeln. Selbst will sie sein, wenn sie spricht, Phrasen und Schlagworte vermeidend, gerade auch dann, wenn andere Menschen das Gleiche wie sie wollen. Ein ICH will sie sein!


Nicht nur stille Übungswege will sie gehen, sondern die Kooperation in Gedanken und jeglicher Zusammenarbeit erleben. Für so ein Vorgehen war in „Corona“ bisher keine Zeit. Aber die Reise ins Ungewisse kann jetzt zu Ende gehen.


Die neugierige Gestalt spürt, dass eine geistige Welt wirklich vorhanden ist. Auf den Übergang zu ihr kommt es jetzt an. Mit Ringen um Vielseitigkeit, mit dem Austausch von Weltansichten. Es könnte ebenso ansteckend sein, sich gegenseitig Gedankenwelten zu zeigen und damit die Furcht vor Andersdenkenden zu verlieren. Auch Zuversicht kann ansteckend sein.


In den „Keimen für die Zukunft“ möchten wir Ihnen Gelegenheit bieten, über das Thema selbst Beiträge zu schreiben. Die digitale Form der „Keime“ erlaubt, dass Ihr Beitrag direkt für alle sichtbar ist. Wenn Sie wollen, so können Sie sich direkt austauschen. Auf diese Weise kann eine vielseitige Unterhaltung entstehen, an der mehrere Personen teilnehmen. Für jedes andere Thema ist das auch möglich. Als Anregung und zum Start für eine solche Art der Konversation bieten wir Ihnen hiermit einige Fragestellungen zum aktuellen Thema an:


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Welche Aussagekraft haben Statistiken und Hochrechnungen?


Wird es eine 20/80 (in Arbeit/arbeitslos) Gesellschaft in den westlichen Ländern geben? Brzezinski sagte einmal, es sei anzunehmen, dass die Anzahl von Menschen, die genügen, um alles zu produzieren, was wir benötigen, diese Relation annimmt. Trägt „Corona“ zu einer solchen Vorhersage bei?


Was bedeutet es, wenn Lernen in der Schule weiter digitalisiert wird? In welche Welt gleiten wir damit?


Kann man sich an der Gesetzgebung so beteiligen, dass beispielsweise die vorübergehende Einschränkung von Rechten vorher kommuniziert wird?


Man weiß, dass Furcht und Einsamkeit krank machen, wenn z.B. „Corona“ kein Ende nimmt. Wird das bei Maßnahmen bedacht?


Die Geschichtsforschung beschreibt, wie vor dem ersten Weltkrieg eine Art Schlafzustand bei den Entscheidern bestanden hat. Gibt es heute wieder so etwas?


Gibt es eine Brücke zwischen Geist und Körper, zwischen dem Körper des Virus und seinem Ursprung? Wie findet Geistiges und Seelisches ins Physische und ist es dort erkennbar?


Viren haben auch gute Seiten, sagen Wissenschaftler. Das Erbgut sei auch auf Viren gebaut. Ist das eine nachvollziehbare Vorstellung?


Ist die Abwägung zwischen dem Wert von Leben und einer funktionierenden Wirtschaft in Ordnung? Darf ein Virus zum Antreiber für eine solche Überlegung werden?


So wie immer, wenn kein Geld mehr hereinkommt, Mängel als scharfe Riffe auftauchen, so auch jetzt bei „Corona“. Werden sie von alleine wieder verschwinden?


Nach „Corona“ wird einiges anders sein. Äußerlich, innerlich. Was wird in den Vordergrund treten? Bleibt der „Abstand“ bestehen? Weicht die Schönheit des Zwischenmenschlichen einer andauernden Sterilität?


Welche elementaren Kräfte sind an der Entstehung des Virus beteiligt? Für seine Existenz braucht es ein allgemeines Milieu, aber auch eine individuelle Disposition. Also: Wes Geistes Kind bist Du, Covid-19?


Wie lässt sich Salutogenese in öffentliche Gesundheitsmaßnahmen einbeziehen?


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Das sind beileibe nicht alle Fragen. „Corona“ lässt noch viel mehr ans Licht treten. Darüber zu kommunizieren, kann zu Initiativen führen, Privates und Gesellschaftliches zu gestalten. Zum Schluss sei noch Herrmann Hesse zitiert, um darauf hinzuweisen, dass sich das öffentliche Interesse beim Covid-19-Problem fast nur auf Zahlen richtet:

„Jeder Mensch ist etwas Persönliches und Einmaliges, und an Stelle des persönlichen Gewissens ein kollektives setzen zu wollen, das heißt schon Vergewaltigung und ist der erste Schritt zu allem Totalitären.“
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